Imkerei heute und Zukunftsaussichten von Jürgen Küppers

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    • Imkerei heute und Zukunftsaussichten von Jürgen Küppers

      Ehrliche Worte von Jürgen Küppers

      Imkerei heute und Zukunftsaussichten

      Viele reden heute von der Gefährdung der Biene. Es herrscht Streit darüber, ob man die Varroamilbe, die Pestizide der Agrarchemie, die Industrialisierung der Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und Bekämpfen von „Unkräutern“, von Fehlern der Imker oder alles zusammen als Verursacher kennzeichnen soll. Ein innerer Zusammenhang zwischen diesen Erscheinungen wird normalerweise nicht hergestellt.
      Deshalb möchte ich hier einige Gedanken zum Zustand und zur Entwicklung der Imkerei heute zur Diskussion stellen.

      Sehen wir uns die Entwicklung der Imkerei in den letzten 150 Jahren mal an:

      Mit Beginn der industriellen Revolution strahlte die aufkommende Denkweise auch auf die traditionelle Form der Imkerei aus: Standardisierung als Voraussetzung der Massenproduktion (Langstroht- und Dadant-Beute) Arbeitsteilung, Effizienzgesichtspunkte und Nutzen des Transportwesens hielten Einzug in die Imkerei:
      In den führenden Nationen der Honigproduktion ging es dabei wegweisend voran: Im 19. Jahrhundert waren das die USA.
      Nun konnte man Bienenvölker intensiv auslesen und jene bevorzugen, die in diesen modernen Beuten leichter zu bearbeiten waren – der weltweite Siegeszug der Italienerbiene begann und die schwarze Biene wurde zunehmend verdrängt, unter deutschen Verhältnissen wurde die Schwarze Biene zunehmend von der Carnicabiene verdrängt.

      Die Vergrößerung der Völkerbestände erzeugte gleichzeitig eine verstärkte Arbeitsteilung. Es entstanden Königinnenzüchter (Moses Quinby, Doolittle) und Kunstschwarmproduzenten, die die Honigimkereien belieferten, Es wurde gezielte Zucht betrieben zur weiteren Ertragssteigerung des Bienenvolkes.

      Eine spezialisierte Bestäubungsimkerei folgte. Sie entwickelte sich parallel mit der Wanderimkerei, da sich ja auch die Landwirtschaft zunehmend industrialisierte und sich riesige Plantagen und Monokulturen etablierten, die bestäubt werden mussten.

      Der nächste Schritt wurde durch die Arbeiten Bruder Adams gekennzeichnet, die im Wesentlichen aus der Erkenntnis bestand, dass man auf Krankheitsresistenz züchten kann und dass man verschiedene Bienenrassen gezielt kreuzen und diese Kreuzungsprodukte stabilisieren kann..

      Diese Erkenntnisse wurden in den USA einerseits in der Schaffung von Kreuzungsbienen (G.H. Cale: -Starline und Mitnite) weiterverfolgt, um den Heterosiseffekt von Kreuzungen zur Produktionssteigerung nutzen zu können, andererseits in Forschungen zur Faulbrutresistenz (Oskar Wallace Park u. Frank Pellet) wo eine faulbrutresistente Biene durch Auslese auf das Hygieneverhalten erzüchtet wurde.

      Eine Folge der Industrialisierung ist der Welthandel, ist die Globalisierung. Und dies ist keine Einbahnstraße. So bekam Europa die Varroose, die Asiatische Hornisse und den kleinen Beutenkäfer.

      Damit ist die Imkerei in ihre bisher größte Krise eingetreten und in Bewegung geraten.
      Diese ganze Entwicklung geschah jedoch unter der Voraussetzung der Steigerung der Honigproduktion. Die Notwendigkeit nachhaltigen Produzierens zur Wiederherstellung bzw. Aufrechterhaltung der Produktivität der Natur, hier des Bien, war noch nicht so im Fokus der Imkerschaft.
      Wie entwickelte sich denn nun konkret die Imkerei?

      Als positive Entwicklungen sind zu sehen:

      1. Das Anwachsen der Kenntnisse der Menschen (Imker) über Verhalten, Bedürfnisse und Einflussmöglichkeiten auf das Bienenvolk. Dies hält nach immer noch in der Gegenwart an, sieht man z.B. Bücher wie die von Tautz oder wissenschaftliche Ergebnisse wie die von Menzel.
      2. Die Einführung der Magazinbetriebsweise durch Langstroth und Dadant, da dies die Behausungen verbilligte und so der Ausbreitung der Imkerei diente. Bisher ungenutzte Bereiche für Imkereien (siehe heute z.B Afrika) konnten einbezogen werden, um einen höheren Anteil des in der Natur erzeugten Honigs zu verwerten ( galt am augenscheinlichsten in den Steppengebieten, wo Bienen bis dato mangels Behausungen nicht vordringen konnten).
      3. Die Einführung der beweglichen Waben ermöglichte es den Imkern, Brutkrankheiten frühzeitig zu erkennen, die Herde zu eliminieren und verheerende Seuchen zurückzudrängen.
      4. Futterengpässe konnten leichter durch Beifüttern überwunden werden. In früheren Zeiten war es in der Türkei oftmals so, dass bis 80% der Bienen den Winter nicht überlebten ( was übrigens die Anatolica extrem sparsam machte durch die natürliche Selektion);
      5. Gezielte Zuchtbemühungen wurden möglich: Man konnte durch frühzeitiges Erkennen schwacher Völker diese von der Nachzucht aussondern und von gesunden Völkern vermehrt nachziehen. Die Nachzucht in der Natur geht mit Bienenmaterial verschwenderisch um: Taugte die Königin nicht ging eben ein ganzes Volk ein. Nunmehr konnte man es umweiseln und die Bienen retten.
      6. Honig und Brut konnten leichter getrennt werden und so die Vernichtung oder das Abtrommeln oder sonstige bienenfeindliche Maßnahmen beendet werden;
      7. Die Einführung der Schleuder erlaubte es nunmehr das Wabenwerk zu erhalten;
      8. Das entwickeltere Transportwesen erlaubte es, Bienen zu Trachtquellen zu bringen im Falle, dass sie Zuhause nichts mehr fanden.
      9. Selbst die heute so verpönte Chemie schuf Medikamente (z.B. gegen Faulbrut), die es dem Imker erlaubte, den Zeitpunkt für eine Sanierung so zu optimieren, dass das befallene Volk nicht litt oder starb.

      So schön wie dies klingt, ist es jedoch auch widersprüchlich, da das Motiv dieser Verbesserungen nicht die Nachhaltigkeit der Bienen- und Honigproduktion sein konnte, sondern der kurzfristige Gewinn. Dieser veränderte diese fortschrittliche Entwicklung manchmal in sein Gegenteil, manchmal jedoch gibt es auch fließende Übergänge. Problematisch wurde jedoch

      1. Magazinbeuten wurden z. T. so (klein) gebaut, dass sie möglichst den Bienen den ganzen Honig wegnehmen konnten (z.b. Kuntsch-Maß, auch DN kann dies), so dass jede Honigentnahme zum Schock fürs Bienenvolk werden konnte, da nur noch Brut ohne Vorräte übrigbleibt.
      2. Eine reine Zuckerfütterung wurde zu einer festen Größe der Imkerei (seit 150 Jahren!)
      3. Die Einführung des beweglichen Wabenbaus führte zu Mittelwandproduktion mit letztlich vergrößerten Wabendimensionen, um größere Bienen und somit mehr Honig ernten zu können. Spätestens mit dem Aufkommen der Varroose scheint dies zum Fluch zu werden glaubt man den Vertretern der Reduzierung der Wabengröße auf 5.1 oder4.9 mm. Diese Entwicklung endete mit dem Einsatz von Plastikwaben, um Bienen das Bauen von Waben (was ja Honig“kostet“) zu verunmöglichen. Gleichzeitig konnte man gezielt Drohnenwaben (= nutzlose Honigfresser, so manche Imker in früheren Jahren) ausschneiden und so die harmonische Entwicklung im Bien zerstören.
      4. Bestimmte Betriebsweisen, die massive Manipulationen am Bienenvolk vorsehen, wie Zargentausch, Zargen drehen, das Brutnest im Zentrum erweitern, die zum Zerreißen des Nestes führen etc. wurden durchgeführt, um eine weitere Produktionssteigerung zu erzielen. Gleichzeitig ermöglicht die Schichtenbeweglichkeit der Magazine und die Beweglichkeit der Waben eine Menge von betriebstechnischen Maßnahmen, deren Resultat die Zunahme des Stresses im Bienenvolk ist. Dies schwächt folglich ihre Abwehrfähigkeit gegen Krankheiten langfristig; Kurzfristig vermehrte Honigerträge werden so zum Bumerang einer krankheitsanfälligen, zunehmend demotivierten Bienenpopulation.
      5. Die Effektivierung der Zucht, kombiniert mit der Tendenz immer größere Betriebe bilden zu müssen, um im Konkurrenzkampf überleben zu können, führt dazu, dass letztendlich nur noch einige wenige Züchter auf Basis einer Handvoll von Zuchttieren, da dies kostengünstiger ist, die gesamte Bienenpopulation dominieren und damit zu einer beispiellosen genetischen Verarmung beitrugen. So stammt der gesamte Carnicabestand letztlich von zwei Züchtern ab, die die Troisek -linie und die Peschetz-Linie auf der Basis einer Handvoll von Zuchttieren als Kleinimker erzüchteten. Dies kann dann leicht zu Inzuchtschäden führen.

      Die „Reinzucht“ wird dabei als alleinseligmachend zu einer positiven Leitlinie hochstilisiert.

      In den USA gibt es Großzüchter die 10000ende Königinnen produzieren und somit diese genetische Verarmung auf die Spitze treiben.
      Mittlerweile werden sogar auch schon technische Möglichkeiten für Bestäuber -roboter und gentechnisch veränderte Bienen, die mehr Gift schlucken können, diskutiert und als Problemlösung erforscht.
      6. Wandern als Verbesserung der Bienenweide wird pervertiert zur Versorgung der Bestäubung von riesigen Plantagen, z.B. die Mandeln in Kalifornien, wobei 1000de Völker erst mal vor der Blüte schon aufgefahren werden und dort oft wochenlang dahinvegetieren, ohne irgendwelche Pollenversorgung. Stress pur: Die „Colony collapse disorder“ ist dann dort die Reaktion der Natur, die sich eben nicht so modellieren lässt wie die dortigen Imker sich das wünschen. 1000 Berufsimker existieren in den USA mit einem durchschnittlichen Völkerbestand von 2400 Völkern, die jährlich bis 12500 km versetzt werden.
      7. Die Marktwirtschaf ermöglicht es jedermann, Bienen anzuschaffen. Selbstverständlich kann eine bestimmte Landfläche nur eine bestimmte Anzahl an Bienen ernähren. Kommt es zu einer Überbevölkerung, so kommt es zu Krankheiten, zum Zusammenbruch und somit zur Regulierung des Bestandes. Es wäre also wünschenswert, Unterlagen über die jeweilige Ertragskraft einer Landschaft zur Verfügung zu stellen (vor allem auch der Pollenversorgung) und diese zur Grundlage planerischer Maßnahmen zur Bienendichte zu nehmen.

      Die Industrialisierung ist auch in der Landwirtschaft fortgeschritten und hat zur Verarmung der Nahrungsbasis der Bienen geführt.

      Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, deren Bienenverträglichkeit aufgrund der Konkurrenzsituation, die nur dem Unternehmen Gewinne verspricht, das als erstes auf den Markt kommt und die deshalb oft nicht ausreichend genug testen, vervollkommnet das Bild heutiger Imkerei.

      Wirtschaftliche Bedingungen des Imkerns

      Neben den oben untersuchten produktionstechnischen Bereichen kann nun auch der allgemeine Rahmen fürs Imkern betrachtet werden.
      Hier müssen wir zuerst einmal den Erwerbsimker vom Hobbyimker unterscheiden, da ersterer unmittelbar existentiell von der Imkerei abhängt. Wir beschäftigen uns hier zuerst mit der Situation des Berufs-und Nebenerwerbsimkers.
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      "Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener"

      :biene :biene :biene
    • Man muss feststellen, dass immer größere Summen für einen Betrieb aufgewendet werden müssen, um kostengünstig Honig zu produzieren oder Bestäubungsleistungen zu erbringen. Bei amerikanischen Bestäubungsimkern mit mehreren 1000 Völkern werden jeweils 40 Tonner in Bewegung gesetzt, die 100 tausende kosten. Das Equipment muss bezahlt und die Transportkosten gedeckt werden. Bei diesem industriellen Ausmaß werden auch schon prophylaktisch Medikamente in die Völker gekippt, da man sich den Ausbruch einer Seuche nicht leisten kann.
      So werden viele dieser Imker abhängig von Bankkrediten.
      Es überleben dennoch nur jene Imker, die die wachsenden Ausgaben aufbringen können. Neben dem typischen „Bauernsterben“ gibt es deshalb also auch ein „Imkersterben“.
      Die Globalisierung führt zum Preiskampf auf dem Honigmarkt, der natürlich von großindustriellen Imkereien aus Übersee gewonnen wird, die schon mit Tagelöhnern und Saisonkräften zu dortigen Arbeitslöhnen produzieren können.
      Der Ruf mach Protektionismus wird also auch bei den Imkern hier laut. Der Grund ihrer Existenzbedrohung ist in dem Ausspielen der nationalen Unterschiede der Produktivität und des Lohnniveaus zu suchen, die in der internationalen Konkurrenz auf Basis unterschiedlicher Voraussetzungen zu sehen ist.
      Manche glauben, dass eine Lösung im Abschotten der nationalen Märkte zu suchen ist, andere glauben jedoch, dass der Zusammenschluss der Imker international unter Forderungen des Angleichens der Produktionsbedingungen und der Zurückdrängung ungesünderer Alternativen langfristig erfolgreicher ist.

      Viele Imker wehren sich oft gegen diese Entwicklung mit einem Bewusstsein der Technik- und Industrialisierungsfeindlichkeit. Sie begrüßen nicht die Arbeitserleichterungen moderner Imkerei oder die Möglichkeiten Bienen ihrer Art gemäß halten zu können, sondern sehen die konkrete Ausformung der Abhängigkeit von großindustriellen Mechanismen und Großkonzernen der Agrarindustrie und glauben mit dem Bekämpfen dieser Einflüsse oder mit dem Rückzug auf Nischen des Imkerns im Hobbybereich sich arrangieren zu können. Manche versuchen es mit alten Methoden, wie z.B. Korbimkerei, oder Zeidlerei, Alternativen aufrechtzuerhalten.

      Dass diese Entwicklung der Produktionsgrundlage der Imkerei Folge der Gewinnorientierung ist, verdrängen sie. Aber es ist wie das Abholzen der Regenwälder, das Verwandeln der südamerikanischen Steppen in Sojaplantagen etc. Die Natur wird in einem Maße kurzfristig ausgenutzt, dass es Generationen benötigen wird, dies zu neutralisieren. Dies zeigt auch hier, dass die Aufrechterhaltung alleinig des Gewinnprinzips anstatt der zusätzlichen Einführung eines Nachhaltigkeits- und Bedürfnisprinzips die Natur und damit auch die Menschen letztlich gefährden.

      Was ist nun eine Alternative:

      Die Natur reproduziert sich in langfristigen Zyklen und hat nur endliche Ressourcen. Kurzfristiges Gewinnstreben ist jedoch unendlich und erschöpft so die Ressourcen der Natur. So muss ein Vorrang nachhaltiger Produktionsbedingungen, die nicht die Natur ( der Biene) vergewaltigen will, sondern nutzen will, gefordert und gefördert werden um zu Erfolgen zu führen.

      Folgende betriebstechnische Maßnahmen können im Imkerbereich gefördert werden:

      1. Der Wabenbau sollte umfänglicher von den Bienen selbst errichtet werden können;
      2. Betriebsweisen, die das natürliche Brutnest stören, wie Zargentausch, Zarge drehen, Mittelwände ins Brutnest etc. haben zu unterbleiben.
      3. Ausreichender Raum im Brutraum für die Ablagerung von Honig, zumindest teilweise auf Honig überwintern.
      4. Wandern hauptsächlich zur Versorgung mit Pollen und Honig, um einen kontinuierlichen Futterstrom zu ermöglichen.
      5. Keine enge Reinzucht mehr mit entsprechender genetischer Verarmung. Einkreuzung „neuer“ Stämme in herkömmliche Rassen, wie z.B. der Carnica oder gleich Kombinationszucht mit der möglichen Erweiterung der genetischen Basis wie bei der Buckfastzucht.
      6. Konsequente Zuchtanstrengungen gegen Krankheiten (wie Varroose) als einzige erfolgversprechende Maßnahme zur Genesung des Bienenbestandes. Betriebstechnische Maßnahmen wie kleinere Zellen, Vermehrung nur noch von den Völkern, die geringere Krankheitsanfälligkeiten als andere zeigen.
      7. Um der Tendenz der weiteren Konzentration im internationalen professionellen Imkerbereich, dem „Imkersterben“ entgegen zu wirken, ist verstärktes Engagement von Erwerbs- und Nebenerwerbsimkern in Imkergenossenschaften und Kooperationen (Verkauf, gemeinsame Maschinennutzung, etc.) nötig. Vereine für Hobbyimkereien bewegen sich z.T. Schon auf diesem Terrain, müssten aber systematisiert diese Konzeption umsetzen.
      8. Statt sich international nur als Konkurrenten wahrzunehmen, sollten Imker zusammenarbeiten und ihr Produkt gegen industrielle Süßungsmittel als nachhaltig und gesund herausstellen. Dann erübrigt sich das Herabwürdigen ausländischen Honigs, dass letztlich nur negativ zurückwirkt, da der Kunde erstmals mitbekommt, dass Honig nicht gesund sein muss. Nur eine Vergrößerung des Marktanteils kann die Honigpreise stabilisieren und erhöhen, nicht das gegenseitige Herabwürdigen!
      9. Es sollten verlässliche Daten über die Ertragskraft bestimmter Landschaften/Orte etc. erstellt werden, insbesondere zur Pollentracht, um eine Übernutzung zu verhindern. Wäre u.U. Eine lohnenswerte Aufgabenstellung für Institute, Vereine etc.
      Oft erleben wir Rivalitäten und Missgunst zwischen einzelnen Hobby – und Berufsimkern. Herausgestellt werden kann aber die Gemeinsamkeit:

      1. Auch Hobbyimker können ihre wirtschaftliche Situation verbessern durch Zusammenarbeit auf technischer Grundlage. Nicht jeder braucht eine teure Schleuder, Wachsbearbeitung etc. Dies hält manche Kollegen ab zu imkern. Dies auf Vereinsebene zu systematisieren scheint lohnenswert und gibt den Vereinen eine Daseinsberechtigung jenseits eines Versicherungsvermittlers.
      2. Die gemeinsame Erweiterung des Marktanteils des Honigs auf Kosten industriell erzeugter Zuckerprodukte wie “Nutella“, Marmeladen, etc. ist nachhaltiger als das gegenseitige Beeugen von Preisen für Honig und gegenseitige Vorwürfe von Preisdumping. Preisdumping wird es nur geben, wenn ein Überangebot herrscht. Die Steigerung der Honignachfrage ist der einzige Weg, diese Situation zu verändern. Abschottung und Aufrufe zu „imkerlicher Solidarität“ werden hingegen verpuffen. Marktabschottungen schaukeln sich gegenseitig hoch und was der Honig teurer wird wird man durch verteuerte Importe wieder draufzahlen. Erhöhung der Nachfrage muss jedoch international erfolgen, d.h. Unterstützung auch ausländischer Imker, ihre Ware mit einem besseren Marketing gegen zuckerhaltige Produkte in den Markt zu drücken ist der einzige Weg Honig den entsprechenden Preis als hochwertiges Lebensmittel zu sichern, da die Nachfrage nur so international steigen wird und damit der Preis. Selbstverständlich wird man weiterhin besondere Honige und Standorte ausloben sollen, da der Verbraucher Abwechslung liebt. Aber selbst „schlechter“ Honig ist ja, wenn nicht gesundheitsmäßig, dann aber wenigstens ernährungsphysiologsich wesentlich wertvoller als Haushaltszucker und damit hergestellte Produkte!

      Maßnahmen, die über das eigentliche Imkern hinausgehen, wie Zurückdrängung des Einsatzes von schädlichen Pestiziden, Zurückdrängen des Einflusses von Drittmitteln (insoweit damit gewinnorientierte Chemiekonzerne die Forschungsfragestellungen nicht alleine bestimmen) auf die Bieneninstitute und entsprechende allgemeine politische Aufmerksamkeit werden hier nicht gesondert erwähnt, werden jedoch zur erfolgreichen Imkerzukunft mindestens so notwendig sein, wie die eigentlichen Imkereimaßnahmen. Klein, wie die Imkerschaft ist, wird es darauf ankommen, in Gesellschaft und Politik in den verschiedenen Parteien, Interessenvertretungen etc. die richtigen Ansprechpartner zu finden.

      Ob jedoch langfristig durchschlagende Erfolge jenseits einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung Richtung „Nachhaltigkeit“ zu erwarten sind, bleibt für mich fraglich. Doch auch schon kleine Bewegungen in die richtige Richtung können Veränderungen bewirken
      "Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener"

      :biene :biene :biene
    • Na da hast du dich ja mächtig reingehängt. In einigen Punkten bin ich natürlich anderer Meinung, nicht umsonst heißt es zwei Imker drei Meinungen.

      noahnesha schrieb:

      5. Keine enge Reinzucht mehr mit entsprechender genetischer Verarmung. Einkreuzung „neuer“ Stämme in herkömmliche Rassen, wie z.B. der Carnica oder gleich Kombinationszucht mit der möglichen Erweiterung der genetischen Basis wie bei der Buckfastzucht.
      Hier zum Beispiel. Von einem Extrem in das Nächste. Mit einfacher Schwarmvermehrung stemme ich mich dagegen, dies wird aber widerum von anderen als ein Extrem gesehen.

      noahnesha schrieb:

      6. Konsequente Zuchtanstrengungen gegen Krankheiten (wie Varroose) als einzige erfolgversprechende Maßnahme zur Genesung des Bienenbestandes.
      Zucht als einzige Lösung? Eher Zucht als Anfang allen Übels.

      usw...
      Also viele verschiedene Ideen, aber ein gemeinsames Ziel.
      mfg stefanzo
    • @noahnesha

      Danke für deinen zum nachdenken anregenden Kommentar!!!!
      Gefällt mir!

      noahnesha schrieb:

      Maßnahmen, die über das eigentliche Imkern hinausgehen, wie Zurückdrängung des Einsatzes von schädlichen Pestiziden, Zurückdrängen des Einflusses von Drittmitteln (insoweit damit gewinnorientierte Chemiekonzerne die Forschungsfragestellungen nicht alleine bestimmen) auf die Bieneninstitute und entsprechende allgemeine politische Aufmerksamkeit werden hier nicht gesondert erwähnt, werden jedoch zur erfolgreichen Imkerzukunft mindestens so notwendig sein, wie die eigentlichen Imkereimaßnahmen. Klein, wie die Imkerschaft ist, wird es darauf ankommen, in Gesellschaft und Politik in den verschiedenen Parteien, Interessenvertretungen etc. die richtigen Ansprechpartner zu finden.
      Speziell den letzten Absatz finde ich sehr wichtig! Ich finde zur Imkerei gehört es auch, dass man die Leute auf die Umwelt aufmerksam macht, jeder kann was verändern, das fängt schon beim Kleingartenbesitzer an. Ich versuche in meinen Bekanntenkreis die Thematik im "Guten" anzusprechen und die Leute aufmerksam zu machen--> und es fruchtet, ich sehe immer mehr heimische Blüher im "englischen" Garten meiner Kollegen...

      Weiters hätte ich noch eine Frage an dich, würdest du uns bitte deine Betriebsweise erläutern? Du hast mich sehr neugierig gemacht! Ein kleiner Einblick wäre sehr nett :)
    • noahnesha schrieb:

      1. Magazinbeuten wurden z. T. so (klein) gebaut, dass sie möglichst den Bienen den ganzen Honig wegnehmen konnten (z.b. Kuntsch-Maß, auch DN kann dies), so dass jede Honigentnahme zum Schock fürs Bienenvolk werden konnte, da nur noch Brut ohne Vorräte übrigbleibt.
      Die Sache mit dem Kuntsch Maß ist meiner Meinung nach einfach falsch. Ich habe seinerzeit mit 10 Rahmigen Kuntschbeuten zu imkern begonnen und wo die kleiner sein sollen bleibt mir ein Rätsel.
      Die Wabenfläche ist sogar noch etwas größer als bei Zander.
      LG Heinz :bier
      je einfacher desto besser

      www.bienenwerkstatt.at
    • freeman schrieb:

      Wurscht vor allem wenn mit 2 Bruträumen gearbeitet wird.
      Ein Volk mit Asg auf eine Zarge zu pressen ist das Problem.
      Auf der anderen Seite sind 2 Zargen Brutraum eigentlich zu groß, das ist aber das geringere Problem. Liebe Grüße, Rudi
      Ob 1 oder 2 Bruträume zu groß oder zu klein usw. -- ist alles eine Frage der Betriebsweise. Diese sollte im Idealfall halt auch zum gewählten Beutetyp, Rähmchenmaß etc. passen.
      Auf den Imkerschulen sollte lieber das Leben und Entwicklung der Honigbiene gelehrt werden statt ständig "Meine Betriebsweise" zu präsentieren, dann gäbe es das Problem gar nicht ;)
      Eine Betriebsweise muss sich unter Berücksichtigungt der Gegebenheiten am Bien orientieren, nicht dem Bien irgendeine tolle Betriebsweise 0-8-15 auf die Birne geknallt werden. Wer mit Kochrezepten arbeitet wird immer wieder auf Probleme stoßen. Kuchenteig verhält sich immer ähnlich, bei Lebewesen ist das anders.
      Liebe Grüße

      Abnormal
    • freeman schrieb:

      Wurscht vor allem wenn mit 2 Bruträumen gearbeitet wird.
      Ein Volk mit Asg auf eine Zarge zu pressen ist das Problem.
      Auf der anderen Seite sind 2 Zargen Brutraum eigentlich zu groß, das ist aber das geringere Problem. Liebe Grüße, Rudi
      Jeder von uns hat verschiedene Vorstellungen, Ziele, Trachtgebiet, Bienen, usw. und danach wird sich seine Betriebsweise, Rähmchenmaß und Beute richten. Ob ein oder zwei Bruträume hängt natürlich auch vom Rähmchenmaß ab und in schlechteren Trachtlagen bringt zu gewissen Zeiten ein ungezügeltes Brüten auch nichts, weiters ist eine Milbenbekämpfung mittels Brutentnahme auch leichter durchführbar.
      Probleme sehe ich eher bei der Unflexsibilität so mancher Imker, aber nicht bei einen Asg.

      Grüße Wolfgang