Ehrliche Worte von Jürgen Küppers
Imkerei heute und Zukunftsaussichten
Viele reden heute von der Gefährdung der Biene. Es herrscht Streit darüber, ob man die Varroamilbe, die Pestizide der Agrarchemie, die Industrialisierung der Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und Bekämpfen von „Unkräutern“, von Fehlern der Imker oder alles zusammen als Verursacher kennzeichnen soll. Ein innerer Zusammenhang zwischen diesen Erscheinungen wird normalerweise nicht hergestellt.
Deshalb möchte ich hier einige Gedanken zum Zustand und zur Entwicklung der Imkerei heute zur Diskussion stellen.
Sehen wir uns die Entwicklung der Imkerei in den letzten 150 Jahren mal an:
Mit Beginn der industriellen Revolution strahlte die aufkommende Denkweise auch auf die traditionelle Form der Imkerei aus: Standardisierung als Voraussetzung der Massenproduktion (Langstroht- und Dadant-Beute) Arbeitsteilung, Effizienzgesichtspunkte und Nutzen des Transportwesens hielten Einzug in die Imkerei:
In den führenden Nationen der Honigproduktion ging es dabei wegweisend voran: Im 19. Jahrhundert waren das die USA.
Nun konnte man Bienenvölker intensiv auslesen und jene bevorzugen, die in diesen modernen Beuten leichter zu bearbeiten waren – der weltweite Siegeszug der Italienerbiene begann und die schwarze Biene wurde zunehmend verdrängt, unter deutschen Verhältnissen wurde die Schwarze Biene zunehmend von der Carnicabiene verdrängt.
Die Vergrößerung der Völkerbestände erzeugte gleichzeitig eine verstärkte Arbeitsteilung. Es entstanden Königinnenzüchter (Moses Quinby, Doolittle) und Kunstschwarmproduzenten, die die Honigimkereien belieferten, Es wurde gezielte Zucht betrieben zur weiteren Ertragssteigerung des Bienenvolkes.
Eine spezialisierte Bestäubungsimkerei folgte. Sie entwickelte sich parallel mit der Wanderimkerei, da sich ja auch die Landwirtschaft zunehmend industrialisierte und sich riesige Plantagen und Monokulturen etablierten, die bestäubt werden mussten.
Der nächste Schritt wurde durch die Arbeiten Bruder Adams gekennzeichnet, die im Wesentlichen aus der Erkenntnis bestand, dass man auf Krankheitsresistenz züchten kann und dass man verschiedene Bienenrassen gezielt kreuzen und diese Kreuzungsprodukte stabilisieren kann..
Diese Erkenntnisse wurden in den USA einerseits in der Schaffung von Kreuzungsbienen (G.H. Cale: -Starline und Mitnite) weiterverfolgt, um den Heterosiseffekt von Kreuzungen zur Produktionssteigerung nutzen zu können, andererseits in Forschungen zur Faulbrutresistenz (Oskar Wallace Park u. Frank Pellet) wo eine faulbrutresistente Biene durch Auslese auf das Hygieneverhalten erzüchtet wurde.
Eine Folge der Industrialisierung ist der Welthandel, ist die Globalisierung. Und dies ist keine Einbahnstraße. So bekam Europa die Varroose, die Asiatische Hornisse und den kleinen Beutenkäfer.
Damit ist die Imkerei in ihre bisher größte Krise eingetreten und in Bewegung geraten.
Diese ganze Entwicklung geschah jedoch unter der Voraussetzung der Steigerung der Honigproduktion. Die Notwendigkeit nachhaltigen Produzierens zur Wiederherstellung bzw. Aufrechterhaltung der Produktivität der Natur, hier des Bien, war noch nicht so im Fokus der Imkerschaft.
Wie entwickelte sich denn nun konkret die Imkerei?
Als positive Entwicklungen sind zu sehen:
1. Das Anwachsen der Kenntnisse der Menschen (Imker) über Verhalten, Bedürfnisse und Einflussmöglichkeiten auf das Bienenvolk. Dies hält nach immer noch in der Gegenwart an, sieht man z.B. Bücher wie die von Tautz oder wissenschaftliche Ergebnisse wie die von Menzel.
2. Die Einführung der Magazinbetriebsweise durch Langstroth und Dadant, da dies die Behausungen verbilligte und so der Ausbreitung der Imkerei diente. Bisher ungenutzte Bereiche für Imkereien (siehe heute z.B Afrika) konnten einbezogen werden, um einen höheren Anteil des in der Natur erzeugten Honigs zu verwerten ( galt am augenscheinlichsten in den Steppengebieten, wo Bienen bis dato mangels Behausungen nicht vordringen konnten).
3. Die Einführung der beweglichen Waben ermöglichte es den Imkern, Brutkrankheiten frühzeitig zu erkennen, die Herde zu eliminieren und verheerende Seuchen zurückzudrängen.
4. Futterengpässe konnten leichter durch Beifüttern überwunden werden. In früheren Zeiten war es in der Türkei oftmals so, dass bis 80% der Bienen den Winter nicht überlebten ( was übrigens die Anatolica extrem sparsam machte durch die natürliche Selektion);
5. Gezielte Zuchtbemühungen wurden möglich: Man konnte durch frühzeitiges Erkennen schwacher Völker diese von der Nachzucht aussondern und von gesunden Völkern vermehrt nachziehen. Die Nachzucht in der Natur geht mit Bienenmaterial verschwenderisch um: Taugte die Königin nicht ging eben ein ganzes Volk ein. Nunmehr konnte man es umweiseln und die Bienen retten.
6. Honig und Brut konnten leichter getrennt werden und so die Vernichtung oder das Abtrommeln oder sonstige bienenfeindliche Maßnahmen beendet werden;
7. Die Einführung der Schleuder erlaubte es nunmehr das Wabenwerk zu erhalten;
8. Das entwickeltere Transportwesen erlaubte es, Bienen zu Trachtquellen zu bringen im Falle, dass sie Zuhause nichts mehr fanden.
9. Selbst die heute so verpönte Chemie schuf Medikamente (z.B. gegen Faulbrut), die es dem Imker erlaubte, den Zeitpunkt für eine Sanierung so zu optimieren, dass das befallene Volk nicht litt oder starb.
So schön wie dies klingt, ist es jedoch auch widersprüchlich, da das Motiv dieser Verbesserungen nicht die Nachhaltigkeit der Bienen- und Honigproduktion sein konnte, sondern der kurzfristige Gewinn. Dieser veränderte diese fortschrittliche Entwicklung manchmal in sein Gegenteil, manchmal jedoch gibt es auch fließende Übergänge. Problematisch wurde jedoch
1. Magazinbeuten wurden z. T. so (klein) gebaut, dass sie möglichst den Bienen den ganzen Honig wegnehmen konnten (z.b. Kuntsch-Maß, auch DN kann dies), so dass jede Honigentnahme zum Schock fürs Bienenvolk werden konnte, da nur noch Brut ohne Vorräte übrigbleibt.
2. Eine reine Zuckerfütterung wurde zu einer festen Größe der Imkerei (seit 150 Jahren!)
3. Die Einführung des beweglichen Wabenbaus führte zu Mittelwandproduktion mit letztlich vergrößerten Wabendimensionen, um größere Bienen und somit mehr Honig ernten zu können. Spätestens mit dem Aufkommen der Varroose scheint dies zum Fluch zu werden glaubt man den Vertretern der Reduzierung der Wabengröße auf 5.1 oder4.9 mm. Diese Entwicklung endete mit dem Einsatz von Plastikwaben, um Bienen das Bauen von Waben (was ja Honig“kostet“) zu verunmöglichen. Gleichzeitig konnte man gezielt Drohnenwaben (= nutzlose Honigfresser, so manche Imker in früheren Jahren) ausschneiden und so die harmonische Entwicklung im Bien zerstören.
4. Bestimmte Betriebsweisen, die massive Manipulationen am Bienenvolk vorsehen, wie Zargentausch, Zargen drehen, das Brutnest im Zentrum erweitern, die zum Zerreißen des Nestes führen etc. wurden durchgeführt, um eine weitere Produktionssteigerung zu erzielen. Gleichzeitig ermöglicht die Schichtenbeweglichkeit der Magazine und die Beweglichkeit der Waben eine Menge von betriebstechnischen Maßnahmen, deren Resultat die Zunahme des Stresses im Bienenvolk ist. Dies schwächt folglich ihre Abwehrfähigkeit gegen Krankheiten langfristig; Kurzfristig vermehrte Honigerträge werden so zum Bumerang einer krankheitsanfälligen, zunehmend demotivierten Bienenpopulation.
5. Die Effektivierung der Zucht, kombiniert mit der Tendenz immer größere Betriebe bilden zu müssen, um im Konkurrenzkampf überleben zu können, führt dazu, dass letztendlich nur noch einige wenige Züchter auf Basis einer Handvoll von Zuchttieren, da dies kostengünstiger ist, die gesamte Bienenpopulation dominieren und damit zu einer beispiellosen genetischen Verarmung beitrugen. So stammt der gesamte Carnicabestand letztlich von zwei Züchtern ab, die die Troisek -linie und die Peschetz-Linie auf der Basis einer Handvoll von Zuchttieren als Kleinimker erzüchteten. Dies kann dann leicht zu Inzuchtschäden führen.
Die „Reinzucht“ wird dabei als alleinseligmachend zu einer positiven Leitlinie hochstilisiert.
In den USA gibt es Großzüchter die 10000ende Königinnen produzieren und somit diese genetische Verarmung auf die Spitze treiben.
Mittlerweile werden sogar auch schon technische Möglichkeiten für Bestäuber -roboter und gentechnisch veränderte Bienen, die mehr Gift schlucken können, diskutiert und als Problemlösung erforscht.
6. Wandern als Verbesserung der Bienenweide wird pervertiert zur Versorgung der Bestäubung von riesigen Plantagen, z.B. die Mandeln in Kalifornien, wobei 1000de Völker erst mal vor der Blüte schon aufgefahren werden und dort oft wochenlang dahinvegetieren, ohne irgendwelche Pollenversorgung. Stress pur: Die „Colony collapse disorder“ ist dann dort die Reaktion der Natur, die sich eben nicht so modellieren lässt wie die dortigen Imker sich das wünschen. 1000 Berufsimker existieren in den USA mit einem durchschnittlichen Völkerbestand von 2400 Völkern, die jährlich bis 12500 km versetzt werden.
7. Die Marktwirtschaf ermöglicht es jedermann, Bienen anzuschaffen. Selbstverständlich kann eine bestimmte Landfläche nur eine bestimmte Anzahl an Bienen ernähren. Kommt es zu einer Überbevölkerung, so kommt es zu Krankheiten, zum Zusammenbruch und somit zur Regulierung des Bestandes. Es wäre also wünschenswert, Unterlagen über die jeweilige Ertragskraft einer Landschaft zur Verfügung zu stellen (vor allem auch der Pollenversorgung) und diese zur Grundlage planerischer Maßnahmen zur Bienendichte zu nehmen.
Die Industrialisierung ist auch in der Landwirtschaft fortgeschritten und hat zur Verarmung der Nahrungsbasis der Bienen geführt.
Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, deren Bienenverträglichkeit aufgrund der Konkurrenzsituation, die nur dem Unternehmen Gewinne verspricht, das als erstes auf den Markt kommt und die deshalb oft nicht ausreichend genug testen, vervollkommnet das Bild heutiger Imkerei.
Wirtschaftliche Bedingungen des Imkerns
Neben den oben untersuchten produktionstechnischen Bereichen kann nun auch der allgemeine Rahmen fürs Imkern betrachtet werden.
Hier müssen wir zuerst einmal den Erwerbsimker vom Hobbyimker unterscheiden, da ersterer unmittelbar existentiell von der Imkerei abhängt. Wir beschäftigen uns hier zuerst mit der Situation des Berufs-und Nebenerwerbsimkers.
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Imkerei heute und Zukunftsaussichten
Viele reden heute von der Gefährdung der Biene. Es herrscht Streit darüber, ob man die Varroamilbe, die Pestizide der Agrarchemie, die Industrialisierung der Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und Bekämpfen von „Unkräutern“, von Fehlern der Imker oder alles zusammen als Verursacher kennzeichnen soll. Ein innerer Zusammenhang zwischen diesen Erscheinungen wird normalerweise nicht hergestellt.
Deshalb möchte ich hier einige Gedanken zum Zustand und zur Entwicklung der Imkerei heute zur Diskussion stellen.
Sehen wir uns die Entwicklung der Imkerei in den letzten 150 Jahren mal an:
Mit Beginn der industriellen Revolution strahlte die aufkommende Denkweise auch auf die traditionelle Form der Imkerei aus: Standardisierung als Voraussetzung der Massenproduktion (Langstroht- und Dadant-Beute) Arbeitsteilung, Effizienzgesichtspunkte und Nutzen des Transportwesens hielten Einzug in die Imkerei:
In den führenden Nationen der Honigproduktion ging es dabei wegweisend voran: Im 19. Jahrhundert waren das die USA.
Nun konnte man Bienenvölker intensiv auslesen und jene bevorzugen, die in diesen modernen Beuten leichter zu bearbeiten waren – der weltweite Siegeszug der Italienerbiene begann und die schwarze Biene wurde zunehmend verdrängt, unter deutschen Verhältnissen wurde die Schwarze Biene zunehmend von der Carnicabiene verdrängt.
Die Vergrößerung der Völkerbestände erzeugte gleichzeitig eine verstärkte Arbeitsteilung. Es entstanden Königinnenzüchter (Moses Quinby, Doolittle) und Kunstschwarmproduzenten, die die Honigimkereien belieferten, Es wurde gezielte Zucht betrieben zur weiteren Ertragssteigerung des Bienenvolkes.
Eine spezialisierte Bestäubungsimkerei folgte. Sie entwickelte sich parallel mit der Wanderimkerei, da sich ja auch die Landwirtschaft zunehmend industrialisierte und sich riesige Plantagen und Monokulturen etablierten, die bestäubt werden mussten.
Der nächste Schritt wurde durch die Arbeiten Bruder Adams gekennzeichnet, die im Wesentlichen aus der Erkenntnis bestand, dass man auf Krankheitsresistenz züchten kann und dass man verschiedene Bienenrassen gezielt kreuzen und diese Kreuzungsprodukte stabilisieren kann..
Diese Erkenntnisse wurden in den USA einerseits in der Schaffung von Kreuzungsbienen (G.H. Cale: -Starline und Mitnite) weiterverfolgt, um den Heterosiseffekt von Kreuzungen zur Produktionssteigerung nutzen zu können, andererseits in Forschungen zur Faulbrutresistenz (Oskar Wallace Park u. Frank Pellet) wo eine faulbrutresistente Biene durch Auslese auf das Hygieneverhalten erzüchtet wurde.
Eine Folge der Industrialisierung ist der Welthandel, ist die Globalisierung. Und dies ist keine Einbahnstraße. So bekam Europa die Varroose, die Asiatische Hornisse und den kleinen Beutenkäfer.
Damit ist die Imkerei in ihre bisher größte Krise eingetreten und in Bewegung geraten.
Diese ganze Entwicklung geschah jedoch unter der Voraussetzung der Steigerung der Honigproduktion. Die Notwendigkeit nachhaltigen Produzierens zur Wiederherstellung bzw. Aufrechterhaltung der Produktivität der Natur, hier des Bien, war noch nicht so im Fokus der Imkerschaft.
Wie entwickelte sich denn nun konkret die Imkerei?
Als positive Entwicklungen sind zu sehen:
1. Das Anwachsen der Kenntnisse der Menschen (Imker) über Verhalten, Bedürfnisse und Einflussmöglichkeiten auf das Bienenvolk. Dies hält nach immer noch in der Gegenwart an, sieht man z.B. Bücher wie die von Tautz oder wissenschaftliche Ergebnisse wie die von Menzel.
2. Die Einführung der Magazinbetriebsweise durch Langstroth und Dadant, da dies die Behausungen verbilligte und so der Ausbreitung der Imkerei diente. Bisher ungenutzte Bereiche für Imkereien (siehe heute z.B Afrika) konnten einbezogen werden, um einen höheren Anteil des in der Natur erzeugten Honigs zu verwerten ( galt am augenscheinlichsten in den Steppengebieten, wo Bienen bis dato mangels Behausungen nicht vordringen konnten).
3. Die Einführung der beweglichen Waben ermöglichte es den Imkern, Brutkrankheiten frühzeitig zu erkennen, die Herde zu eliminieren und verheerende Seuchen zurückzudrängen.
4. Futterengpässe konnten leichter durch Beifüttern überwunden werden. In früheren Zeiten war es in der Türkei oftmals so, dass bis 80% der Bienen den Winter nicht überlebten ( was übrigens die Anatolica extrem sparsam machte durch die natürliche Selektion);
5. Gezielte Zuchtbemühungen wurden möglich: Man konnte durch frühzeitiges Erkennen schwacher Völker diese von der Nachzucht aussondern und von gesunden Völkern vermehrt nachziehen. Die Nachzucht in der Natur geht mit Bienenmaterial verschwenderisch um: Taugte die Königin nicht ging eben ein ganzes Volk ein. Nunmehr konnte man es umweiseln und die Bienen retten.
6. Honig und Brut konnten leichter getrennt werden und so die Vernichtung oder das Abtrommeln oder sonstige bienenfeindliche Maßnahmen beendet werden;
7. Die Einführung der Schleuder erlaubte es nunmehr das Wabenwerk zu erhalten;
8. Das entwickeltere Transportwesen erlaubte es, Bienen zu Trachtquellen zu bringen im Falle, dass sie Zuhause nichts mehr fanden.
9. Selbst die heute so verpönte Chemie schuf Medikamente (z.B. gegen Faulbrut), die es dem Imker erlaubte, den Zeitpunkt für eine Sanierung so zu optimieren, dass das befallene Volk nicht litt oder starb.
So schön wie dies klingt, ist es jedoch auch widersprüchlich, da das Motiv dieser Verbesserungen nicht die Nachhaltigkeit der Bienen- und Honigproduktion sein konnte, sondern der kurzfristige Gewinn. Dieser veränderte diese fortschrittliche Entwicklung manchmal in sein Gegenteil, manchmal jedoch gibt es auch fließende Übergänge. Problematisch wurde jedoch
1. Magazinbeuten wurden z. T. so (klein) gebaut, dass sie möglichst den Bienen den ganzen Honig wegnehmen konnten (z.b. Kuntsch-Maß, auch DN kann dies), so dass jede Honigentnahme zum Schock fürs Bienenvolk werden konnte, da nur noch Brut ohne Vorräte übrigbleibt.
2. Eine reine Zuckerfütterung wurde zu einer festen Größe der Imkerei (seit 150 Jahren!)
3. Die Einführung des beweglichen Wabenbaus führte zu Mittelwandproduktion mit letztlich vergrößerten Wabendimensionen, um größere Bienen und somit mehr Honig ernten zu können. Spätestens mit dem Aufkommen der Varroose scheint dies zum Fluch zu werden glaubt man den Vertretern der Reduzierung der Wabengröße auf 5.1 oder4.9 mm. Diese Entwicklung endete mit dem Einsatz von Plastikwaben, um Bienen das Bauen von Waben (was ja Honig“kostet“) zu verunmöglichen. Gleichzeitig konnte man gezielt Drohnenwaben (= nutzlose Honigfresser, so manche Imker in früheren Jahren) ausschneiden und so die harmonische Entwicklung im Bien zerstören.
4. Bestimmte Betriebsweisen, die massive Manipulationen am Bienenvolk vorsehen, wie Zargentausch, Zargen drehen, das Brutnest im Zentrum erweitern, die zum Zerreißen des Nestes führen etc. wurden durchgeführt, um eine weitere Produktionssteigerung zu erzielen. Gleichzeitig ermöglicht die Schichtenbeweglichkeit der Magazine und die Beweglichkeit der Waben eine Menge von betriebstechnischen Maßnahmen, deren Resultat die Zunahme des Stresses im Bienenvolk ist. Dies schwächt folglich ihre Abwehrfähigkeit gegen Krankheiten langfristig; Kurzfristig vermehrte Honigerträge werden so zum Bumerang einer krankheitsanfälligen, zunehmend demotivierten Bienenpopulation.
5. Die Effektivierung der Zucht, kombiniert mit der Tendenz immer größere Betriebe bilden zu müssen, um im Konkurrenzkampf überleben zu können, führt dazu, dass letztendlich nur noch einige wenige Züchter auf Basis einer Handvoll von Zuchttieren, da dies kostengünstiger ist, die gesamte Bienenpopulation dominieren und damit zu einer beispiellosen genetischen Verarmung beitrugen. So stammt der gesamte Carnicabestand letztlich von zwei Züchtern ab, die die Troisek -linie und die Peschetz-Linie auf der Basis einer Handvoll von Zuchttieren als Kleinimker erzüchteten. Dies kann dann leicht zu Inzuchtschäden führen.
Die „Reinzucht“ wird dabei als alleinseligmachend zu einer positiven Leitlinie hochstilisiert.
In den USA gibt es Großzüchter die 10000ende Königinnen produzieren und somit diese genetische Verarmung auf die Spitze treiben.
Mittlerweile werden sogar auch schon technische Möglichkeiten für Bestäuber -roboter und gentechnisch veränderte Bienen, die mehr Gift schlucken können, diskutiert und als Problemlösung erforscht.
6. Wandern als Verbesserung der Bienenweide wird pervertiert zur Versorgung der Bestäubung von riesigen Plantagen, z.B. die Mandeln in Kalifornien, wobei 1000de Völker erst mal vor der Blüte schon aufgefahren werden und dort oft wochenlang dahinvegetieren, ohne irgendwelche Pollenversorgung. Stress pur: Die „Colony collapse disorder“ ist dann dort die Reaktion der Natur, die sich eben nicht so modellieren lässt wie die dortigen Imker sich das wünschen. 1000 Berufsimker existieren in den USA mit einem durchschnittlichen Völkerbestand von 2400 Völkern, die jährlich bis 12500 km versetzt werden.
7. Die Marktwirtschaf ermöglicht es jedermann, Bienen anzuschaffen. Selbstverständlich kann eine bestimmte Landfläche nur eine bestimmte Anzahl an Bienen ernähren. Kommt es zu einer Überbevölkerung, so kommt es zu Krankheiten, zum Zusammenbruch und somit zur Regulierung des Bestandes. Es wäre also wünschenswert, Unterlagen über die jeweilige Ertragskraft einer Landschaft zur Verfügung zu stellen (vor allem auch der Pollenversorgung) und diese zur Grundlage planerischer Maßnahmen zur Bienendichte zu nehmen.
Die Industrialisierung ist auch in der Landwirtschaft fortgeschritten und hat zur Verarmung der Nahrungsbasis der Bienen geführt.
Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, deren Bienenverträglichkeit aufgrund der Konkurrenzsituation, die nur dem Unternehmen Gewinne verspricht, das als erstes auf den Markt kommt und die deshalb oft nicht ausreichend genug testen, vervollkommnet das Bild heutiger Imkerei.
Wirtschaftliche Bedingungen des Imkerns
Neben den oben untersuchten produktionstechnischen Bereichen kann nun auch der allgemeine Rahmen fürs Imkern betrachtet werden.
Hier müssen wir zuerst einmal den Erwerbsimker vom Hobbyimker unterscheiden, da ersterer unmittelbar existentiell von der Imkerei abhängt. Wir beschäftigen uns hier zuerst mit der Situation des Berufs-und Nebenerwerbsimkers.
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"Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener"