Stadtbienen besser als Landbienen

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    • Stadtbienen besser als Landbienen

      Stadtbienen besser als Landbienen

      Eine neue Studie legt nahe: Die modernen Städte sind aktuell die attraktiveren Lebensräume für Honigbienen als intensiv zur Landwirtschaft genutzte Gebiete

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      Imkern in der Stadt ist in. Auch im Hof des Paul-Löbe-Hauses, einem Abgeordnetenkomplex des Bundestags, steht seit 2016 ein Stock. 50 000 Bienen sind hier zuhause und sammelten in ihrem Premierenjahr rund 50 Kilogramm Hauptstadt-Honig – und damit rund 20 Kilogramm mehr als ein durchschnittliches Landbienenvolk.
      Ein stolze Bilanz, jedoch nicht ungewöhnlich wie eine Studie zeigt, die von der Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegeben wurde. Einer der Autoren ist der Imkermeister Dr. Benedict Polaczek von der FU Berlin, der auch die Bundestagsbienen betreut. Gemeinsam mit der Veterinärmedizinerin Monika Krahnstöver untersuchte er in einer Literaturstudie die unterschiedlichen Lebensbedingungen von Honigbienen in der Stadt und auf dem Land.
      Deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land
      Zwar betonen Polaczek und Krahnstöver, dass die vergleichende Forschung zwischen Stadt- und Landbienen noch am Anfang stehe, doch die ersten Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Bienen in urbanen Gebieten finden mehr Nahrung als ihre Artgenossen auf dem Land. Die Gründe: Das abwechslungsreiche und kontinuierliche Blütenangebot in der Stadt und stadtnahen Gebieten sowie der deutlich verminderte Pestizideinsatz.
      Die intensive Landwirtschaft wirke sich gleich auf mehreren Ebene auf die Honigbienen aus. Monokulturen begrenzen das Nahrungsangebot auf eine bestimmte Sorte und vor allem auch auf einen solitären Zeitraum. Denn zwar gebe es beispielsweise bei riesigen Rapsfeldern ausreichend Nahrung – das jedoch nur über wenige Wochen. Die übrige Zeit reiche das Angebot nicht aus. Die starke Düngung führte in den letzten Jahrzehnten ebenfalls zu einem Rückgang von Wildblumen.
      Ein Forschungsprojekt des Instituts für Bienenkunde in Celle ergab über einen Zeitraum von vier Jahren sogar die doppelte Menge an Honig von Völkern in Hamburg im Vergleich mit denen, die in stark landwirtschaftlich genutzten Gebieten leben mussten.
      Weniger Nahrung durch Monokulturen
      Neben den Erträgen hat das Nahrungsangebot auch einen Einfluss auf die Bienengesundheit. Folglich bilanzieren Polaczek und Krahnstöver, dass die Vitalität der urbanen Bienenvölker größer sei. Zudem komme dazu, dass Stadtbienen nur wenig Pestiziden ausgesetzt seien, die zwar nicht direkt zum Tod der Bienen führen, ihre Widerstandsfähigkeit jedoch beeinträchtige. Es gebe jedoch auch Nachteile der Bienen-Urbanisierung. Dazu zählen die Autoren der Studie unter anderem eine höhere Bienendichte und steigende Unerfahrenheit der Bienenhalter im Umgang mit Krankheiten.
      „So sehr ich mich über den Trend der urbanen Imkerei freue, es ist doch absurd, dass unsere Bienen in städtischen Revieren deutlich mehr Honig sammeln, weil sie auf dem Land nicht mehr genug Blütennahrung finden und zudem von Pestiziden bedrängt werden“, sagt Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses der Grünen, die auch gleichzeitig dafür gesorgt hatte, dass auch im Bundestag Bienen leben. Ihre Forderung: deutlich weniger Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft und ein Ausbau des Ökolandbaus. Denn sonst drohen Verhältnisse wie in den USA und China, wo Bienenvölker zur Bestäubung von Nutzpflanzen durch das Land gefahren werden.
      "Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener"

      :biene :biene :biene
    • noahnesha schrieb:

      Stadtbienen besser als Landbienen

      Eine neue Studie legt nahe: Die modernen Städte sind aktuell die attraktiveren Lebensräume für Honigbienen als intensiv zur Landwirtschaft genutzte Gebiete

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      Imkern in der Stadt ist in. Auch im Hof des Paul-Löbe-Hauses, einem Abgeordnetenkomplex des Bundestags, steht seit 2016 ein Stock. 50 000 Bienen sind hier zuhause und sammelten in ihrem Premierenjahr rund 50 Kilogramm Hauptstadt-Honig – und damit rund 20 Kilogramm mehr als ein durchschnittliches Landbienenvolk.
      Ein stolze Bilanz, jedoch nicht ungewöhnlich wie eine Studie zeigt, die von der Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegeben wurde. Einer der Autoren ist der Imkermeister Dr. Benedict Polaczek von der FU Berlin, der auch die Bundestagsbienen betreut. Gemeinsam mit der Veterinärmedizinerin Monika Krahnstöver untersuchte er in einer Literaturstudie die unterschiedlichen Lebensbedingungen von Honigbienen in der Stadt und auf dem Land.
      Deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land
      Zwar betonen Polaczek und Krahnstöver, dass die vergleichende Forschung zwischen Stadt- und Landbienen noch am Anfang stehe, doch die ersten Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Bienen in urbanen Gebieten finden mehr Nahrung als ihre Artgenossen auf dem Land. Die Gründe: Das abwechslungsreiche und kontinuierliche Blütenangebot in der Stadt und stadtnahen Gebieten sowie der deutlich verminderte Pestizideinsatz.
      Die intensive Landwirtschaft wirke sich gleich auf mehreren Ebene auf die Honigbienen aus. Monokulturen begrenzen das Nahrungsangebot auf eine bestimmte Sorte und vor allem auch auf einen solitären Zeitraum. Denn zwar gebe es beispielsweise bei riesigen Rapsfeldern ausreichend Nahrung – das jedoch nur über wenige Wochen. Die übrige Zeit reiche das Angebot nicht aus. Die starke Düngung führte in den letzten Jahrzehnten ebenfalls zu einem Rückgang von Wildblumen.
      Ein Forschungsprojekt des Instituts für Bienenkunde in Celle ergab über einen Zeitraum von vier Jahren sogar die doppelte Menge an Honig von Völkern in Hamburg im Vergleich mit denen, die in stark landwirtschaftlich genutzten Gebieten leben mussten.
      Weniger Nahrung durch Monokulturen
      Neben den Erträgen hat das Nahrungsangebot auch einen Einfluss auf die Bienengesundheit. Folglich bilanzieren Polaczek und Krahnstöver, dass die Vitalität der urbanen Bienenvölker größer sei. Zudem komme dazu, dass Stadtbienen nur wenig Pestiziden ausgesetzt seien, die zwar nicht direkt zum Tod der Bienen führen, ihre Widerstandsfähigkeit jedoch beeinträchtige. Es gebe jedoch auch Nachteile der Bienen-Urbanisierung. Dazu zählen die Autoren der Studie unter anderem eine höhere Bienendichte und steigende Unerfahrenheit der Bienenhalter im Umgang mit Krankheiten.
      „So sehr ich mich über den Trend der urbanen Imkerei freue, es ist doch absurd, dass unsere Bienen in städtischen Revieren deutlich mehr Honig sammeln, weil sie auf dem Land nicht mehr genug Blütennahrung finden und zudem von Pestiziden bedrängt werden“, sagt Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses der Grünen, die auch gleichzeitig dafür gesorgt hatte, dass auch im Bundestag Bienen leben. Ihre Forderung: deutlich weniger Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft und ein Ausbau des Ökolandbaus. Denn sonst drohen Verhältnisse wie in den USA und China, wo Bienenvölker zur Bestäubung von Nutzpflanzen durch das Land gefahren werden.
      Bitte die Quelle :hail:

      Da steht viel richtiges. Und die Ausbildung der Stadtimker machen wir im Präsidium des Landesverbands Wien zur absoluten Chefsache. Mit der Umstellung der Imkerschule Wien auf BIO-Betriebsweise werden die wesentlichen Ziele des Landesverbands deutlich unterstrichen:
      - Ausbildung
      - möglichst hoher BIO-Anteil

      Stadtimkerei - mit ihren Vorteilen - wird genau so mit Herausforderungen konfrontiert, wie die Imkerschaft am Land. Auch wenn es die Stadt noch locker verträgt, die Bienendichte und damit die Reinfektions-Frage wird bei uns sicher rascher ein Thema als anderswo.

      Ich schließe es aber aus, dass die Stadtimker insgesamt schlechter informiert wären als Imker am Land. Unsere Erfahrung aus den Kursen ist eher, dass die Leute bereits mit "Internet-Wissen" voll gestopft daherkommen, weil wer sich in der Stadt fürs Imkern entscheidet, trifft eine bewusste Entscheidung. Ich kenne in meiner Umgebung überhaupt keinen städtischen Fall, wo jemand einfach einen Bienenstock kaufen ging und "mal eben anfing". Dafür sind die Hürden zu groß und - vor allem - der Respekt. Nur 50% und weniger aus den Anfängerkursen fangen auch wirklich an.
      Wir sehen eher, dass wir den Leuten über die Praxishürde helfen müssen.

      Das hat sich Präs. Schittenhelm auch auf die Fahnen geheftet und wird die gesamte Anfängerausbildung gerade mit erheblichem Praxisanteil aufgewertet.
      Lg
      Matthias


      ----------------------------------------
      BIO Wiener Bezirksimkerei

      Arbeitergasse 6, 1050 Wien
      +43 699 1400 3663
      www.wiener-bezirksimkerei.at
      http://www.bee-coop.at
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      +



      „Unser Problem ist der Mais“
      • Peiting - Bienen produzieren in Städten oft doppelt so viel Honig wie auf dem Land, wurde diese Woche bekannt. Wie kann das sein? Wolfgang Turansky (64), Imker und Bienenexperte aus Peiting, hat mit unserer Zeitung über die Ursachen und einen einfachen Lösungsansatz gesprochen, um das Imkern auf dem Land wieder auf Vordermann zu bringen.
      Herr Turansky, wie viel Honig wird alljährlich im Altlandkreis produziert?
      Das ist bei acht Ortsvereinen mit 180 aktiven Mitgliedern, die im Durchschnitt sieben bis acht Bienenvölker haben, schwierig zu sagen. Da keine Meldepflicht über den Honigertrag besteht und viele ohnehin nur für den Eigenbedarf imkern. Ein Richtwert des Deutschen Imkerbundes besagt: 15 bis 20 Kilogramm pro Bienenvolk pro Jahr.
      Wie viele Völker haben Sie?
      Um die 25. Das macht im Jahr, je nach Ertragsreichtum, einige 100 Gläser Honig.
      Waren es schon mehr?
      2016 war eine erfreuliche Ausnahme, da haben wir vor allem den beliebten Waldhonig gehabt. Den gibt es von Haus aus nur alle paar Jahre, wenn wetterbedingt, nicht zu nass, nicht zu trocken, die Lauspopulation sehr stark ist. Die Läuse scheiden nämlich am Fichtenstamm sogenannten Siebröhrensaft aus, das ist für die Biene der Grundstoff des Waldhonigs. Generell nimmt der Honigertrag seit Jahren aber ab.
      Experten haben herausgefunden, dass Bienen in Städten doppelt so viel Honig produzieren wie auf dem Land.
      Das stimmt. Hamburg, Bremen, Berlin und München hat mehr Honig als wir. Dank blühender Linden-Alleen, botanischen Gärten und großen Friedhöfen. Und es gibt keine große Landwirtschaft wie bei uns. Das heißt: Es wird auch weniger gespritzt.
      Monokultur, das Spritzen von Pestiziden: Sind das die größten Probleme auch im Schongauer Altlandkreis?
      Speziell in unserem Landkreis spielt der Ackerbau keine ganz so große Rolle, deshalb wird auch nicht ganz so viel gespritzt. Was wir aber haben, ist der Mais, der für die vielen Biogasanlagen in der Region gepflanzt wird. Und auf diesen Flächen kann die Biene überhaupt nichts holen. Das ist für sie Totland.
      Wie sehr nervt Sie das?

      [Blockierte Grafik: https://www.merkur.de/bilder/2017/01/06/7197374/1026489923-wolfgang-turansky-imker-und-bienenexperte-aus-peiting-UUI.jpg]
      +Wolfgang Turansky, Imker und Bienenexperte aus Peiting.
      © Johannes Schelle



      Was heißt nerven. Imker haben ja auch die Aufgabe, ihr Hobby dort zu betreiben, wo die Landwirtschaft nicht so intensiv betrieben wird. Schließlich müssen die Bauern auch ihre Erträge erzielen. Und dafür habe ich vollstes Verständnis. Generell wäre aber wünschenswert, dass Imker und Landwirte in Zukunft noch enger zusammenarbeiten.
      Wie meinen Sie das?
      Zum Beispiel durch das zur Verfügung stellen von Blühstreifen, die zwischen oder am Rande eines Maisackers angelegt werden. Ich habe einige Völker beim Lamprecht in Peiting stehen, der mir da sehr entgegenkommt und zwei Blühstreifen zur Verfügung stellt. Einer ist 20 auf drei Meter groß und direkt neben dem Feld angebracht. Der andere ist um die 50 Meter lang, zwischen Wald und Feld platziert.
      Was blüht auf diesen Blühstreifen?
      Dafür gibt es spezielle Bienenweidemischungen, die im Grunde aus dem bestehen, was früher auf den Feldern gewachsen ist. Das sind bis zu 40 verschiedene Sorten. Zum Beispiel verschiedene Kleearten, die Kornblume, Luzerne oder Schafgarbe.
      Zurück zur urbanen Bienenzucht: Worin unterscheiden sich die Stadt- von der Landimkerei?
      In der Stadt ist es für viele ein kleines, aber immer beliebter werdendes Hobby, weil es ruhiges Arbeiten erfordert und optimal zum Stressabbau hilft. Die meisten stellen ein, zwei Völker auf ihren Balkon. Es gibt aber auch größere Bienenbestände auf zum Beispiel Dachterrassen öffentlicher Gebäude, von wo aus die Bienen direkt die Alleen anfliegen können. Das hat was.
      Gibt es auch Bienenstöcke in der Schongauer Altstadt?
      So weit ich weiß gibt es welche in der Nähe des Sonnengrabens, aber direkt in der Stadt ist mir nichts bekannt.
      In China oder den USA werden Bienen zu Obstbäumen gefahren und diese von Hand bestäubt – ist das auf lange Sicht auch die Zukunft im Altlandkreis?
      Hoffentlich nicht. Wenn man sieht, wie die mit der Kreatur Biene umgehen, bleibt dir als Imker echt das Herz stehen. Sogenannte Bestäubungsimker karren dort tausende von Völkern von Obstplantage zu Obstplantage. Das beginnt im Frühjahr in Kalifornien und endet im Herbst am anderen Ende des Landes. Die nehmen auch in Kauf, dass beim Spritzen der Blüten tausende Bienen, mit Verlaub, verrecken. Und es gibt auch welche, die auf den Verkauf von Bienenvölkern aus sind.
      Existiert dieser Industriezweig auch in Deutschland?
      Vor den Toren Hamburgs gibt es auch größere Plantagen. Die werden über einen Berufsimker bestäubt, der auch Bestäubungsprämien in Höhe von 60 Euro pro Bienenvolk bekommt. Er muss die Völker zu einer bestimmten Zeit anliefern und in die Blüte von Kirschbäumen einsetzen. Dann aber zu einem bestimmten Zeitpunkt seine Völker wieder abziehen, weil sonst zu viele Blüten bestäubt würden und die Kirschen zu groß werden.
      Und in China?
      Da gibt es viele Regionen, in denen die Bienen gar nicht mehr leben können. Deshalb rücken die Chinesen tatsächlich mit Pinseln aus, sammeln Pollen von Obstbäumen ein, um andere damit zu bestäuben. All das findet bei uns hoffentlich keinen Einzug.

      Quelle: merkur.de/lokales/schongau/pei…lem-ist-mais-7197374.html
      "Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener"

      :biene :biene :biene
    • Ich kann zu dem Thema keine wissenschaftlichen Erkenntnisse teilen, würd mich auch nicht interessieren. Nur meine praktischen Erfahrungen decken sich mit dem Stadtimkerboom gar nicht. Halte das ganze daher nur für eine Modeerscheinung. Viel davon ist einfach auch nur Gesülze, zB dass es in der Stadt keine Spritzmitel und am Land nur Monokuluren gibt...
      Ich habe Bienen hier und da, die Standorte am Land, insbesondere in "extensiven Lagen" sind mir viel lieber und bringen bessere Erträge. Idyllischer sind sie auch. Da wie dort kommt es vor allem darauf an einen attraktiven, bienengemäßen Standort zu finden. Das ist nicht leicht und macht viel aus. Sollte ich einmal keine Wohnung mehr in Wien haben und mich mehrere Tage die Woche hier aufhalten müssen werde ich die Stadtstandorte auflassen. Ich betreibe diese nur um einen Teil meiner Zeit hier in Wien aufbringen zu können, nicht weil die Plätze besonders gut wären...
      Liebe Grüße

      Abnormal

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von abnormal ()

    • Stadtbienen müssen härter schuften
      Kummerow/Schwedt (MOZ) Es stimmt wirklich: Stadtbienen müssen härter schuften als ihre Landkolleginnen. Das hat ein Test uckermärkischer Imker bewiesen. Zudem finden sie reichhaltigere Nahrung in dicht besiedelten Regionen. Fazit: Auf dem Land besteht akuter Blütenbedarf.

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      Es klingt unglaubwürdig: Doch tatsächlich gibt eine Schwedter Biene rund zehn Prozent mehr Honig als die Durchschnittsbiene vom Dorf. Ein Volk, das übers Jahr in der Oderstadt auf Blütensuche geht, produziert zwischen fünf bis zehn Kilogramm zusätzlich von dem himmlisch-süßen Lebensmittel. Würde das gleiche Volk zum Beispiel im Umland stehen, käme weniger heraus.
      Die Erfahrung hat Jan Vogel aus Schwedt gemacht. Er gehört zu den wenigen seines Fachs in der Uckermark, die vom Ertrag der Honigbienen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Seit etwa einem Jahr ist er selbstständiger Berufsimker. "Die Stadtbiene muss mehr arbeiten, weil einfach mehr Blüten da sind", lautet die simple Erklärung des Phänomens. Das liegt an der enormen Vielfalt. Balkons und Gärten, Straßenbäume, Parkanlagen und Flächen ohne Bewirtschaftung bieten dem emsigen Tier ungeahnte Anflugmöglichkeiten. So kann die Sammlerin in gleicher Zeit mehr zusammentragen als ihre Kollegin vom Dorf. Also gilt auch hier das uckermarktypische Probleme: Weite Wege sind von Nachteil.
      So hundertprozentig vereinfachen lässt sich die These natürlich nicht. Denn die Erträge von Bienenvölkern sind prinzipiell abhängig vom jeweiligen Standort. Hat ein Dorf viele Obstgärten und blühende Vorgärten oder gar einen einsichtigen Bio-Bauern, dann schießen auch hier die Mengen in die Höhe.
      In Regionen, wo ausschließlich intensiv betriebene Landwirtschaft zu finden ist, muss die Biene dagegen Ausdauer zeigen. Hier erweitert sie ihren normalen Flugradius von drei Kilometern durchaus auf acht Kilometer, erklärt Jan Vogel. Die frühere Annahme, dass sie während des Fluges die Beute selbst verbraucht, hat sich überholt. "Sie bringt immer etwas mit heim."
      Die Imker kennen die Landschaft genau und wissen, wo ihre ausschwärmenden Schützlinge ausreichend Blüten finden. Wo Vielfalt herrscht, stellen sie mehr Völker auf. Noch ein Vorteil der Stadt: Das Nektarangebot verteilt sich zeitlich besser. Frühlingsblüher und zeitiger Ahorn helfen den Bienen im Frühjahr, in ihren gewohnten Rhythmus zu kommen. Diese große Auswahl fehlt auf dem Land. Hier geht es mit der Obstblüte und dem Raps in die Vollen. Auf einen Schlag sehen sie nur noch gelb. Die Schinderei beginnt. Bei Schlägen von hunderten Hektar ist also alles möglich. Doch danach kommt wieder die unerwünschte Pause. Wenn es keine Linden, Akazien oder andere später blühenden Bäume gibt, muss der Imker sein Volk wieder umsetzen. In Städten bleiben die Balkonpflanzen als Alternative und viele Gärten.
      Eine bessere Mischung wünscht sich Nico Heiden vom Imkerverein Ostuckermark. "Früher hatte die Natur auch auf dem Lande immer was zu bieten." Zwar würden auch Bio-Bauern helfen, die zum Beispiel die Kornblume stehen lassen. Aber die Greening-Programme der EU verlaufen teilweise ins Leere. Dazu gehört zum Beispiel der Anbau von stark blühenden Bodenverbesserern nach der Ernte. "Das ist zwar gut gemeint, aber für die Bienen häufig zu spät", sagt Nico Heiden aus Kummerow. In Süddeutschland hat es gar das Problem einer Überfülle gegeben. Die Folge: Es wurde zu viel Honig gesammelt. Imker mussten zum Schutz der Völker Waben herausnehmen. "Am sinnvollsten ist es, auf den Bauern im Ort zuzugehen und ihn zu bitten, ein paar Streifen genau zur passenden Zeit liegen zu lassen."
      Was den Geschmack von Dorf- und Stadthonig betrifft, scheiden sich die Gourmets. Viele Kunden der Kummerower Heiden-Imkerei bevorzugen eben nicht die Blütenmischung aus der Stadt, sondern suchen gezielt nach reinen Sorten wie Raps- oder Lindenhonig. Besondere Freunde hat auch der Honig aus dem Wald.
      Wie sieht es nun aber mit den gefürchteten Schadstoffen aus, die in der Stadt deutlich stärker als im idyllischen Dorf durch die Luft segeln? Stecken die am Ende doch im Honig? "Die Biene ist ein fliegender biologischer Filter", verneint Jan Vogel. Der Nektar geht mehrfach durch den Honigmagen. Gifte und Wasser werden entzogen, ebenso Staub und natürliche Pflanzengifte. Auch die Wachswabe entzieht dem goldenen Saft weitere Stoffe. Für ein Glas Frühstückshonig muss die Biene vorher etwa die dreifache Menge sammeln.

      Quelle: moz.de/landkreise/uckermark/uc…artikel90/dg/0/1/1547168/
      "Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener"

      :biene :biene :biene
    • Stadtbiene besser als Landbiene - ist wieder eine typisch menschliche Betrachtung der Dinge!

      Eine Reduzierung der Leistung unserer Honigbienen auf den Honigertrag ist eine sehr einseitige Betrachtungsweise!

      Wie kann eine Ertragsleistung auf unterschiedlichen Parameter beruhend sinnvoll sein?

      Das am Land großteils durch Agrarwüsten und Monokultur die Bienen weniger "Ertrag" einbringen sagt nichts über die Leistung dieser Bienen aus. Im Gegenteil, denn genau DORT müssen die Bienen weitere Flugstrecken zurücklegen als Bienen im Stadtgebiet mit ganzsaisonalen Angeboten. Und der Gartenbesitzer ist stets bereit durch gießen und neupflanzen für genug Nektar und Pollen zu sorgen, um einen schöneren Garten zu haben als der Nachbar.
      LG, Helmut

      honeyandmore.at/ :biene
    • Ich denke es kommt sehr auf das "Land" an. Es ist das eigentlich ein Armutszeugnis für unsere moderne Kulturlandschaft, dass sie eigentlich weitgehend grüne Wüsten schafft. Dies gilt sowohl für die intensiv ackerbaulich genutzten, als auch für Grünland dominierten Lebensräume. Wenn eine Wiese für Silofutter heute 4-5 mal gemäht wird (statt früher 2-3 mal für Heu) bleibt nicht viel übrig von der Pflanzenvielfalt, nur wenige Blüten und viel viel weniger Insekten. An der Honigbiene merkt mans halt, das es Probleme gibt, weil sie als einzige Insektenart als Haustier gehalten wird.
      Davon abgesehen ist das wärmere Lokalklima, das Städte schaffen sicher auch ein Faktor. Letzte Ostern waren meine Stadtbienenvölker schon mitten im Wachstum. Meine Landbienen hatten 30cm Neuschnee auf der Salweidenblüte und hinkten in der Entwicklung mindestens 4 Wochen hinterher. L.G. Rudi